Asthma bronchiale gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen der Atemwege. Allein in Deutschland leben laut dem Lungeninformationsdienst rund 3,5 Millionen Menschen mit der Diagnose – das entspricht 4,2 % der Bevölkerung. Unter Kindern ist Asthma mit bis zu 15 % weiter verbreitet als bei Erwachsenen.
Besonders kritisch wird es, wenn ein akuter Anfall auftritt. Innerhalb sehr kurzer Zeit kann sich der Zustand dramatisch verschlechtern. Deshalb ist es für die Betroffenen, aber auch für alle Mitmenschen lebenswichtig, die Warnzeichen frühzeitig zu erkennen und im Ernstfall richtig zu handeln.
A. Erkennen: Warnzeichen eines akuten Asthma-Anfalls
Ein Asthma-Anfall kündigt sich in der Regel durch bestimmte Symptome an. Diese Warnzeichen helfen dabei, den Ernst der Lage frühzeitig zu erkennen. Dabei gilt: Je schneller man reagiert, desto besser lässt sich eine weitere Verschlechterung vermeiden.
Typische frühe Anzeichen sind:
- häufiges Husten, vor allem nachts oder am frühen Morgen
- pfeifende oder rasselnde Atemgeräusche
- zunehmendes Engegefühl in der Brust
- Kurzatmigkeit bei geringer Belastung
- Atemnot in Ruhephasen
- gesteigerte Unruhe oder Angst
- bläuliche Lippen oder Fingernägel (Hinweis auf Sauerstoffmangel)
Bei einem schweren Anfall treten zusätzliche Warnsignale auf:
- abgehackte oder kaum verständliche Sprache
- sichtbare Anstrengung beim Atmen (z. B. Einsatz der Atemhilfsmuskulatur)
- beschleunigte Herzfrequenz
- Schläfrigkeit oder Verwirrtheit
- kaum hörbare Atemgeräusche („stiller Thorax“)
Ein „stiller Thorax“ bedeutet, dass kaum noch Luft in die Lunge gelangt. Dies stellt einen echten medizinischen Notfall dar und erfordert sofortige Hilfe durch den Rettungsdienst. Auch wenn Unsicherheit über die Schwere des Anfalls besteht, sollte man lieber zu früh als zu spät reagieren und den Notarzt unter 112 rufen.
B. Handeln: Erste Maßnahmen im Notfall
Ein akuter Asthma-Anfall kann sich rasch verschlimmern. Daher zählt im Notfall jede Minute. Wichtig ist, schnell und strukturiert zu handeln. Die folgenden Maßnahmen haben sich in der Notfallsituation bewährt:
1. | Ruhe bewahren und den Betroffenen aufrecht hinsetzen. |
2. | Enge Kleidung im Brustbereich lockern. |
3. | Sofort das Notfallmedikament anwenden, das Asthmapatienten immer bei sich tragen. |
4. | Lippenbremse anwenden, um die Ausatmung zu erleichtern (Eine Anweisung findet man auf Youtube). |
5. | Warme Luft atmen (lassen) z. B. über die Hände oder einen Schal. |
Nicht jede Person erkennt die eigene Verschlechterung rechtzeitig. Deshalb sollten Angehörige oder Anwesende über die Erkrankung informiert sein und wissen, wie im Ernstfall gehandelt werden muss.
Wichtiger Hinweis: Untrainierte Helfer sollten keinesfalls eigene Behandlungen improvisieren, sondern sich auf die Absicherung und Alarmierung des Rettungsdienstes konzentrieren.
C. Vertiefen: Der Einsatz von Medikamenten im Ernstfall
Bei einem akuten Asthma-Anfall ist die rasche Gabe eines bronchienerweiternden Medikaments von immenser Bedeutung. In der Notfallsituation kommt in der Regel ein kurzwirksames Beta-2-Sympathomimetikum wie Salbutamol, Fenoterol oder Formoterol zum Einsatz.
Wirkung und Anwendung des Wirkstoffs
- erweitert die verengten Bronchien innerhalb weniger Minuten
- erleichtert das Atmen deutlich
- wird über ein Dosieraerosol (Inhalator) verabreicht
- sollte idealerweise mit einer Inhalierhilfe (Spacer) verwendet werden
Die Anwendung des anerkannten Standards, Salbutamol Spray, erfolgt durch gezieltes Einatmen während des Sprühstoßes. Wichtig ist, dass der Inhalator korrekt verwendet wird. Andernfalls gelangt der Wirkstoff nicht ausreichend in die Lunge.
Dos and Don’ts bei der Anwendung
Do | Don’t |
● vor der Anwendung kräftig ausatmen
● Inhalator richtig schütteln ● während der Inhalation langsam und tief einatmen ● danach den Atem 10 Sekunden anhalten |
● zu schnell oder flach einatmen
● mehrfach ohne Pause hintereinander sprühen ● das Medikament häufiger anwenden als verordnet |
Eine Überdosierung kann zu Nebenwirkungen wie Zittern, Herzklopfen oder Unruhe führen. Bei häufiger Anwendung sollte medizinisch geprüft werden, ob die Dauertherapie optimal eingestellt ist. Langfristig ersetzt Salbutamol keine kontrollierende Therapie mit entzündungshemmenden Medikamenten.
D. Vermeiden: Langfristige Strategien für Betroffene
Akute Asthmaanfälle lassen sich in vielen Fällen durch gezielte Prävention vermeiden. Voraussetzung ist ein gutes Verständnis der eigenen Erkrankung sowie eine enge medizinische Betreuung. Ein individueller Behandlungsplan hilft dabei, Symptome zu kontrollieren und Auslöser zu erkennen.
Wichtige Maßnahmen zur Vorbeugung:
- regelmäßige Einnahme der verordneten Dauertherapie (meist inhalative Kortikosteroide)
- Kontrolle der Lungenfunktion in festgelegten Abständen
- Führung eines Symptomtagebuchs (PDF-Vorlage) zur Verlaufskontrolle
- konsequente Meidung bekannter Triggerfaktoren (z. B. Hausstaub, Pollen, Kälte)
- jährliche Grippeimpfung und bei Bedarf Pneumokokken-Impfung
Fazit
Asthma-Notfälle erfordern ein schnelles und überlegtes Handeln. Wer die Warnzeichen früh erkennt und weiß, welche Maßnahmen im Ernstfall notwendig sind, kann schwere Verläufe fast immer verhindern. Die richtige Anwendung von Notfallmedikamenten und ein klarer Behandlungsplan erhöhen die Sicherheit im Alltag zudem deutlich.