Wie viel KI ist beim Schreiben von Hausarbeiten erlaubt?
Ein Aufschrei geht durch die Gelehrtenwelt und künstliche Intelligenz ist der Auslöser dafür. Hausarbeiten werden immer häufiger mit dem passenden KI-Programm geschrieben, beziehungsweise man lässt sie schreiben. Generell werden Anwendungen künstlicher Intelligenz im Studium, je nach Fachbereich und Dozent, sehr unterschiedlich eingesetzt. Doch wie sieht das bei Hausarbeiten aus? Dieser Artikel gibt einen kleinen Überblick, was es bedeutet, Hausarbeiten mit KI zu schreiben, wo die Vorteile liegen und ob es überhaupt erlaubt ist.
Was ist KI und wie hilft sie Studierenden?
Eines der bekanntesten Programme, das für die Erstellung von Texten verwendet wird, ist ChatGPT. Seit 2022 ist dieses Programm im weltweiten Netz verfügbar und unterstützt Schreiber oder eben diejenigen, denen das Schreiben nicht besonders gut liegt.
Die Basis für dieses und ähnliche Programme ist künstliche Intelligenz (KI) und deren Fähigkeit zum maschinellen Lernen und der Einsatz neuronaler Netze. Hinter dem Erfolg der Anwendung steht ein umfangreicher Lernprozess, bei dem enorm viele Trainingsdaten eingespeist werden, aus denen ChatGPT sein Wissen zieht.
Für die Erstellung einer Hausarbeit werden dem Programm bestimmte Rahmenbedingungen gegeben, Anweisungen und Fragen gestellt. Zur Beantwortung durchforstet das Programm seine Datenbank und bringt die Informationen zum Nutzer, der dann weitere, detaillierte Fragen stellt. Es entsteht eine Art Dialog zwischen Nutzer und Programm. Absolut fehlerfrei geht das meist nicht, denn die Anwendung ist auch mit einem sehr umfangreichen neuronalen Netzwerk immer noch eine Maschine.
Vorteile von KI und wie hilft sie Studierenden
Die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine kann viele positive Ergebnisse erzielen. Ein wesentlicher Vorteil von KI-Programmen liegt in der Fähigkeit, Big Data zu durchforsten. Während es Studierende viel Zeit kostet, die passenden Quellen zusammenzutragen oder in der Bibliothek nach Büchern und Texten zu suchen, gelingt es den KI-Anwendungen, innerhalb von Sekunden das richtige Material zu finden.
Die Art und Weise, wie das Programm Texte erstellt, kann sehr variieren. Das ist abhängig von den Rahmenbedingungen, die eingegeben werden. Es sind demzufolge recht kreative Schreibstile möglich, aber auch wissenschaftliche Abhandlungen und Dialoge.
Darüber hinaus können Studierende KI-basierte Tools für die Rechtschreibprüfung nutzen, um fehlerfreie Texte liefern zu können. Eine weitere Möglichkeit liegt darin, selbst erstellte Texte umschreiben zu lassen, wenn man gerade mal Formulierungsschwierigkeiten hat. Dies kann natürlich nicht mit der ganzen Hausarbeit gemacht werden, sondern mit einzelnen Sätzen, mit deren Klang man nicht zufrieden ist.
KI sollte eine unterstützende Aufgabe übernehmen. Das immense Wissen der Datenbanken darf durchaus angezapft werden, um vor den großen Abschlussprüfungen Lernstoff besser zu verstehen und Fortschritte zu erzielen. Für recherchierende Aufgaben kann KI problemlos eingesetzt werden. Auch bei einer Schreibblockade ist es durchaus legitim, sich mit KI weiterzuhelfen, um Inspiration zu finden. Doch die eigentliche Arbeit muss dann wieder vom Studierenden selbst verfasst werden.
Bei all den möglichen Einsätzen sollte allen klar sein, dass es sich immer um eine Maschine handelt, die von menschlichen Entwicklern programmiert und mit Wissen beladen wird. Eine gewisse Gefahr der Wissensmanipulation ist bei solchen Projekten immer gegeben. Das richtige Maß an Skepsis und eine gute Portion Urteilsfähigkeit sind notwendig, denn falsche Informationen können heute schnell als echte getarnt werden. Dies ist ein grundlegender Aspekt, den gerade forschende Studierende immer im Blick haben sollten, denn sie sind die Basis für kommende Technologien und Entwicklungen.
Schwachstellen von KI wie ChatGPT
Auf der anderen Seite gibt es aber auch einige Schwachstellen, die mit KI-Anwendungen einhergehen. Nicht immer gelingt es den Programmen, eine genaue Antwort hervorzubringen. Unsinnige Antworten entstehen beispielsweise, wenn die Fragestellung durch den Benutzer nicht spezifisch ist, denn das Programm braucht ein gewisses Textmuster, ohne das es nicht funktionieren kann. Auch sind Mehrfachlösungen oder zweideutige Fragestellungen ein Problem.
Generell werden die Nonsense-Antworten als Halluzinationen des Programms bezeichnet. Diesen versuchen die Hersteller auf den Grund zu gehen, doch das ist kein leichtes Unterfangen. Es gibt diverse Forschungsprojekte, die sich dem Thema angenommen haben, doch bisher können Halluzinationen nur eingeschränkt, nicht aber komplett verdrängt werden.
Ein Grund dafür ist die Komplexität dieser Programme, die sich fast eigenständig weiterbilden. So bestätigt Iryna Gurevych, die Leiterin des Ubiquitous Knowledge Processing Lab an der TU Darmstadt, dass es sehr schwer ist, die internen Prozesse eines Programms wie ChatGPT komplett nachzuvollziehen.
Die Wissensdatenbank, obwohl sie enorm umfassend ist, ist doch begrenzt. Hier bedarf es immer wieder Aktualisierungen, damit neues Wissen eingespeist wird. Aktuelle Entwicklungen in Wissenschaft und Forschung könnten also noch nicht im Gehirn der KI-Anwendungen angekommen sein.
Thema Urheberschaft
Hausarbeiten, Zwischen- und Abschlussarbeiten an der Uni basieren darauf, dass sie individuell von jedem Studenten erstellt werden. In Sachen Urheberschaft ist es mit einer übertriebenen Nutzung von KI allerdings schwierig. Urheber können nur natürliche Personen sein, hier ist das Gesetz klar. KI kann kein Urheber einer Arbeit sein, da dies im deutschen Urheberrecht untersagt ist.
Wer jetzt argumentiert, dass ja eine Person die Eingaben und Fragestellungen an die Maschine tätigen muss, dem muss leider gesagt werden, dass das nicht genügend geistige Leistung ist, um als Urheber anerkannt zu werden.
KI kann zwar als Hilfsmittel eingesetzt werden, was am Schluss bei Quellen und Hilfsmitteln einer Dissertation oder Hausarbeit angegeben werden muss, doch es darf keine kompletten Arbeiten erstellen, wenn der Schreibende mit der Urheberschaft rechnen will.
Warum KI eine Gefahr für Universitäten sein kann
Der eigentliche Sinn einer Hausarbeit liegt darin, dass Dozenten den Wissensstand der Studierenden oder Schüler erfahren. Dieser Lernprozess erfolgt nur, wenn man selbst Recherche betreibt, sich hinsetzt und die Abhandlung in eigenen Worten schreibt. Für das akademische Vorankommen ist es also weniger hilfreich, sich blind auf KI zu verlassen.
Aktuell ist die Gefahr aufzufliegen noch recht gering, doch auch hier sind Fortschritte zu erwarten, mit denen der unlautere Einsatz von KI bei Hausarbeiten herausgefiltert wird. Die Folgen können von Abmahnung bis hin zur Exmatrikulation reichen.
Fazit
Künstliche Intelligenz bringt einige Vorteile mit sich, die Studierende und Lernende für ihre Hausarbeiten einsetzen können. Recherchetätigkeiten, Rechtschreibkontrollen, Strukturaufbau und Inspirationsquellen sind einige Punkte, bei denen KI sehr nützlich sein kann. Vom Schreiben kompletter Abhandlungen durch KI wird hingegen abgeraten, denn das bringt Probleme bei den Urheberrechten und kann beim Auffliegen im Extremfall zur Exmatrikulation an der Uni führen.
Aktuell gibt es noch keine einheitliche Leitlinie hinsichtlich KI für Aufsätze und Arbeiten. Jede Universität und Bildungseinrichtung hat ihre eigenen Normen. Dozenten und Professoren werden stärker in dieser Materie gebildet werden müssen, denn es ist wahrscheinlich, dass der Einsatz von KI im Bildungssektor in naher Zukunft reglementiert wird.