Konzentriertes Lernen bei Sommerhitze: Kein Ding der Unmöglichkeit
Sommerliche Temperaturen sind bekanntlich nicht nur auf die Sommerferien beschränkt. Nicht zuletzt durch den Klimawandel bedingt kann es deshalb für Schüler aller Klassen über längere Phasen nötig sein, konzentriert zu lernen, obwohl dank der körperlichen und mentalen Reaktionen auf die Hitze denkbar schlechte Voraussetzungen für eine solche Leistung herrschen. Je heißer wir uns fühlen, desto träger reagiert auch das Gehirn.
Kommt dann noch der Wunsch hinzu, stattdessen lieber mit Freunden zu schwimmen oder anderen kühlenden, entspannteren Tätigkeiten nachzugehen, haben selbst disziplinierte Kinder und Jugendliche ihre Not, sich prüfungsrelevantes Wissen zu vermitteln – und Eltern, sie dazu zu motivieren. Es geht jedoch mit einigen Tricks.
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Lernphasen verschieben
Die vergangenen Hitzejahre zeigten zwar, dass es während ausgedehnter Hitzeperioden oft wochenlang keine Tageszeit mehr gibt, die wirklich Abkühlung verspricht – Stichwort Tropennacht. Allerdings macht es für die eigene Konzentrationsfähigkeit dennoch einen erheblichen Unterschied, ob die Temperatur nun 30 + X Grad Celsius beträgt oder sich „nur“ im 20er-Bereich bewegt. Das zeigt sich u.a. daran, dass es in Niedersachsen keinen festen Temperaturwert für Hitzefrei an Schulen gibt. Selbst in anderen Bundesländern liegen solche Werte stets bei mindestens 25°C Raumtemperatur.
Nun mag es für Kinder und Jugendliche etwas schwieriger sein. Aber tatsächlich wäre es das Beste, wenigstens intensive Lernphasen auf der Uhr zu verschieben. Die größte Hitze wird meist zwischen 15 und 18 Uhr erreicht. Demnach wäre es besser, dann zu ruhen, am besten zu schlafen, und dafür entweder am späteren Abend oder morgens nach einer früheren Weckzeit zu lernen. Das sollte aber unbedingt mit den Schlafgewohnheiten abgestimmt werden. Hier sind Kinder und Jugendliche meist weniger flexibel als etwa schon jung-erwachsene Studierende.
Übrigens: In ähnlicher Weise kann das Lernen über den Tag in kleinere, für sich weniger anstrengende Abschnitte unterteilt werden.
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Für Luftverwirbelung sorgen
Insbesondere an windstillen Hitzetagen mit hoher Luftfeuchtigkeit fließt der Schweiß – nicht selten in Strömen. Immer ein Anzeichen für eine nicht (mehr) ausreichende Verdunstung. Das bedeutet, der Körper kann seine Temperatur nicht mehr genügend hierüber regulieren. Dann wird es kritisch. Neben allgemeinem Unwohlsein funktionieren dann verschiedene Prozesse, die für effektives Lernen zwingend nötig sind, nur noch eingeschränkt.
In solchen Fällen kann es dann helfen, künstlich für eine bessere Verwirbelung zu sorgen, damit durch die Luftbewegung Wassermoleküle auf der Haut zum Verdunsten angeregt werden. Der technische Klassiker hierfür ist der Sommerventilator; entweder als Stand- oder Tischventilator oder fest deckenmontierter Ventilator. Doch Vorsicht:
- Der Luftstrom sollte nicht dauerhaft auf den Körper gerichtet sein, um keine Muskelschmerzen hervorzurufen. Ebenfalls sollte die Wirkung auf Papierunterlagen überdacht werden.
- Insbesondere wenn es im Raum eine höhere Luftfeuchtigkeit als im Freien gibt, sollte regelmäßiges Stoßlüften erfolgen, damit die Innenraumluft nicht irgendwann gesättigt ist – dann bringt der Ventilator nichts mehr.
Wichtig: Bitte keine feuchten Tücher o.Ä. vor den Ventilator hängen. Ungleich zu dem, was im Internet häufig kolportiert wird, ist der Kühleffekt nur marginal. Dafür wird die Luftfeuchtigkeit im Raum erheblich erhöht.
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In kühleren Räumen lernen
Selbst nach wochenlangen Tageshöchsttemperaturen jenseits der 30-Grad-Marke gibt es dennoch erhebliche Temperaturunterschiede innerhalb der Räume eines Hauses. Besonders heiß sind naturgemäß diese, die besonders dicht am Lauf der Sonne von Ost über Süd nach West liegen. Also insbesondere Dachräume und Zimmer an Außenwänden, die zu diesen Himmelsrichtungen weisen. Hier kommt zudem noch die aufsteigende Tendenz von Warmluft hinzu.
Gerade in Häusern/Wohnungen, die sich durch Türen gut unterteilen lassen, gibt es deshalb mitunter schon deutliche Abkühlung in nach Norden weisenden Räumen. Dabei wird der Effekt in der Regel umso größer, je weiter man sich abwärts bewegt. Sofern nichts dagegenspricht, darf deshalb gerne der Keller zum temporären Lernzimmer gemacht werden – zumal hier meistens keine direkte Sonneneinstrahlung für weitere Aufheizung sorgt.
Übrigens: Natürlich ist Abschattung stets das A und O. Je besser die Wärmedämmung eines Raumes ist, desto länger bleibt es darin kühl, wenn die vom auftreffenden Sonnenlicht ausgehende Erwärmung des Zimmer-Inneren verhindert wird.
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Kleidung herunterkühlen
Ein beliebter Kniff für schlaflose Hitzenächte lautet, die Schlafkleidung und eventuell sogar Stirnbänder den Tag über im Eisfach zu lagern. Fraglos beim Anziehen nur etwas für Hartgesottene, aber zweifellos wirksam. Und: Dieser Trick funktioniert definitiv nicht nur im Bett.
Beim Lernen wäre es sogar möglich, dafür Badetücher, Bettlaken oder Bademäntel zu nehmen, mit stets mehreren in Reserve. Immer wenn eines der Stücke seine Kälte abgegeben hat, wird ein frisches angezogen/umgelegt.
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Unterdessen die Füße kühlen
Überall, wo große Venen dicht unter der Hautoberfläche verlaufen, können diese beträchtlich zur Temperaturregulierung beitragen. Das ist ein Grund, warum sich bei kalten Füßen rasch der ganze Körper kalt anfühlt – durch diesen Bereich verlaufen relativ großvolumige Venen.
Was schlecht im Winter ist, lässt sich bei Hitze gezielt ausnutzen. Dazu genügt es, die nackten Füße bis über die Knöchel unter dem Schreibtisch in eine Wanne voll kaltem Wasser zu stellen – mitunter ergänzt um Eiswürfel.
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In der Badewanne lernen
Vielleicht kein Ort für sämtliche Arten des Lernens. Aber dennoch hat die Badewanne den unschlagbaren Vorteil, sich mit leitungskaltem Wasser befüllen zu lassen. Außerdem liegt sie vielfach in einem Raum, der sich gut abschatten lässt. Zudem, wichtig für manche Schüler, sind hier die Ablenkungen etwas geringer als in einem schattig aufgestellten Planschbecken im Garten.
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Richtig trinken
Egal ob Limonade, Fruchtsaft, Tee oder Mineralwasser: Wenn es heiß ist, bevorzugen die meisten Schüler Getränke nach dem Motto „so kalt wie möglich“. Grundsätzlich ist ein Teil dieses Gedankens richtig: Bei Hitze kann man kaum zu viel trinken, weil nur so der Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen, Ausatmen etc. wieder aufgefüllt wird.
Doch so herrlich erfrischend sich ein Getränk kurz vor der Gefriertemperatur tatsächlich auf den ersten Schluck anfühlen kann, so wenig geht diese Rechnung in der Gesamtbetrachtung auf. Der Körper muss dieses Getränk auf seine Kerntemperatur von etwa 36,5°C erwärmen. Dafür muss er Energie aufwenden.
Die Folge: Was sich im ersten Moment erfrischend anfühlte, erhöht schon nach wenigen Minuten die gefühlte Temperatur, weil der Körper arbeiten muss. Es mag zwar insbesondere jüngeren Schülern schwierig zu vermitteln sein, aber die beste Lösung sind Getränke, die schon im Glas möglichst dicht an jener Körperkerntemperatur liegen, also lauwarm sind. Nur dabei ist keine zusätzliche Energie nötig und die Erfrischung deshalb wirklich nachhaltig.