Die Maßnahmen zur Sicherung der Unterrichtsversorgung an Niedersachsens Schulen zeigen Wirkung: Zum Statistikstichtag im 1. Schulhalbjahr 2024/2025 am 15.08.2024 erreicht die Unterrichtsversorgung einen landesweiten schulformübergreifenden Durchschnittswert von 96,9 Prozent. „Mehr Stabilität und Verlässlichkeit waren und sind unsere zentralen Ziele im Bereich der Unterrichtsversorgung. Auch wenn noch viele Herausforderungen vor uns liegen, konnte der Wert aus dem vorhergehenden Schuljahr 2023/2024 gehalten werden – trotz erneut gestiegener Zahl der Schülerinnen und Schüler und einem Aufwuchs an Qualität“, sagt Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg.
Erneut ist die „Lehrer-Schüler-Relation“ verbessert worden, das ist der Indikator Zeit pro Schüler und er steht somit für die Steigerung der Bildungsqualität. Dieser Wert liegt bei 1,68 im Schuljahr 2024/2025 und damit leicht über dem Vorjahreswert (2023: 1,67).
Die Unterrichtsversorgung konnte im laufenden Schuljahr trotz der erneut gestiegenen Anzahl von Schülerinnen und Schülern an allen allgemein bildenden Schulen auf nun insgesamt 881.745 (Schuljahr 2023/2024: 877.152) stabilisiert werden – das sind rund 4.600 Kinder und Jugendliche mehr als im Vergleich zum Vorjahr.
Den größten Zuwachs an Schülerinnen und Schülern verzeichneten erneut die Grundschulen – ein Plus von rund 7.000 (im Vergleich zu 2021 ist es sogar ein Plus von rund 36.200). Maßgeblich hierfür sind in erster Linie die steigenden Geburtenzahlen seit 2014, aber auch Auswirkungen des flexiblen Einschulungsalters (verspätete Einschulungen der im Jahr 2023 schulpflichtig gewordenen Kinder). Ebenso weiter angestiegen sind die Zusatzbedarfe an den Schulen – also jene Stunden, die zusätzlich zur Erteilung der sogenannten Pflicht-Stundentafel und der Poolstunden zugewiesen werden.
„Ein deutlicher Zuwachs bei den Schülerinnen und Schülern bei gleichzeitigem Fachkräftemangel und schwierigen außerschulischen Rahmenbedingungen – Krisen, Kriege, Flucht – halten uns in Niedersachsen nicht vom erklärten Ziel ab, Schule und vor allem auch die Qualität des Unterrichts stetig verbessern zu wollen. Denn zu guter Schule gehört heute selbstverständlich weitaus mehr als noch vor 20 oder 30 Jahren. Heute sind Inklusion, gute Ganztagsschule, die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit Förderbedarf und nicht zuletzt Sozialarbeit ein fester und relevanter Bestandteil unserer Schulen“, betont die Kultusministerin.
Die beschlossenen Qualitätsverbesserungen an den Schulen im Land seien ebenso wie die zunehmende Heterogenität in den Klassenzimmern mit Blick auf die Unterrichtsversorgung herausfordernd. Denn, so Hamburg: „Jede Qualitätssteigerung, die wir im Sinne gerechterer Bildung umsetzen, ist natürlich auch mit Auswirkungen auf die Unterrichtsversorgung verbunden, da sich dadurch der Bedarf an Fachkräften weiter erhöht. Aber jede Qualitätssteigerung, ob nun die Entlastung der Unterrichtsverpflichtung von Grundschulleitungen, die Einführung von Informatik als Pflichtfach oder die Erhöhung der Stundentafel an den Grundschulen, um die Basiskompetenzen der Kinder zu stärken, bleibt eine sinnvolle Entscheidung.“
Die stabile Unterrichtsversorgung im Schuljahr 2024/2025 kann erneut auf gute Einstellungsdurchgänge zurückgeführt werden. „Ich freue mich, dass wir wieder mehr Lehrkräfte einstellen konnten, als gleichzeitig aus dem aktiven Schuldienst ausgeschieden sind. Im Kalenderjahr 2024 konnten wir insgesamt 2.296 Lehrkräfte neu dazugewinnen – das sind rund 530 mehr als in Pension gegangen sind“, erklärt Ministerin Hamburg. Hinzu kommen freiwillige kurzfristige Teilzeiterhöhungen und weitere befristete Personalmaßnahmen. Zum Beginn des 2. Schulhalbjahres 2024/2025 konnten von den 1.160 ausgeschriebenen Stellen bereits 858 besetzt werden. Das entspricht einer Quote von 74 Prozent (Stand: 21.01.2025). Damit stehen wir etwas besser da als zum gleichen Zeitpunkt in den Vorjahren. Hamburg betont: „Unser Anspruch ist es, alle zur Verfügung stehenden Stellen zu besetzen, um die Schulen bestmöglich aufzustellen. Das Einstellungsverfahren bleibt daher über den 01.02.2025 hinaus geöffnet.“
„Jede weitere Lehrkraft hilft uns angesichts steigender Schülerzahlen und steigender Bedarfe, dem Abwärtstrend – also einer sinkenden Unterrichtsversorgung – entgegenzuwirken“, so Hamburg. Eine weitere wichtige Maßnahme auf dem Weg der 1.000 Schritte für eine stabile Unterrichtsversorgung hat das Land daher mit dem Haushalt 2025 gemacht. Insgesamt schafft Niedersachsen 2.460 weitere Stellen – und erreicht damit einen neuen Höchststand an Lehrkräften. Die Ministerin weiter: „Diese Entwicklung entlastet die Schulen erheblich und steigert die Verlässlichkeit des Unterrichts. Die zusätzlichen Stellen sind eine wichtige Investition in die Zukunft der Bildung in Niedersachsen und ein zentraler Bestandteil der Strategie gegen den bundesweiten Fachkräftemangel.“
Neben der Anhebung der Besoldung der Lehrämter für Grund-, Haupt- und Realschulen auf A 13 und für Fachpraxislehrkräfte auf A 10 zum August vergangenen Jahres sowie auf A 14 für Schulleitungen kleiner Schulen zum Januar dieses Jahres hat das Land noch weitere Maßnahmen zur Sicherung der Unterrichtsversorgung umgesetzt. Zum 31.10.2024 wurde die Hinzuverdienstgrenze (auch) für pensionierte Lehrkräfte gestrichen: Hierdurch wird ein weiterer Anreiz gesetzt, nach dem Eintritt in den Ruhestand weiterhin an den Schulen tätig zu sein.
Mit flexiblen Einstellungsmöglichkeiten, die die Wünsche der Bewerbenden berücksichtigen, ermöglichen wir künftig eine Verbeamtung (Regelfall), unbefristete Tarifbeschäftigung oder befristete Verträge, um mehr Menschen für den Lehrkräfteberuf zu gewinnen. Den sogenannten „Praxislehrkräften“, also Personen mit einer abgeschlossenen Meisterprüfung im Handwerk oder vergleichbarer Berufsausbildung, die derzeit befristet beschäftigt werden können, ermöglicht das Land nun unter bestimmten Voraussetzungen eine unbefristete Beschäftigungsperspektive. Auch die Mittel zur Beschäftigung von Vertretungslehrkräften an den öffentlichen allgemein bildenden Schulen im Haushaltsjahr 2025 wurden nochmals deutlich erhöht – es stehen rund 55 Millionen Euro zur Verfügung.
Niedersachsens Kultusministerin macht deutlich: „Der Status Quo ist kein Grund bei unseren Bemühungen nachzulassen, der Handlungsdruck vor dem Hintergrund des bundesweiten Fachkräftebedarfs und der demografischen Entwicklung bleibt groß. Insofern werden wir den Weg der 1.000 Schritte konsequent weitergehen. Wir sind fest entschlossen, mit weiteren Einzelmaßnahmen die Unterrichtsversorgung langfristig zu sichern.“
Für das kommende 2. Halbjahr stehen weitere 150 Vollzeiteinheiten (VZE) für befristete Personalmaßnahmen zur Verfügung. Neben Lehrkräften setzt das Land zudem immer mehr nichtlehrendes Personal an Schulen ein: Von 2019 (ein Jahr vor Beginn der Corona-Pandemie) bis heute (2025) ist der nichtlehrende Bereich an den öffentlichen allgemein bildenden Schulen nahezu kontinuierlich um mehr als 3.300 Beschäftigte gewachsen. Darüber darf auch der befristete Sondereffekt aus dem Corona-Aktionsprogramm „Startklar in die Zukunft“ nicht hinwegtäuschen. Dieses hatte es in der Zeit von 2020 bis Ende 2024 ermöglicht, zusätzlich 602 Vollzeitstellen bzw. 2.400 nichtlehrende Kräfte an den Schulen einzusetzen. Ihr Einsatz war in dieser besonderen Phase hilfreich, auch wenn viele oft nur mit wenigen Wochenstunden beschäftigt waren. Dieses Programm ist zum 31.12.2024 regulär ausgelaufen.
Pressemitteilung von: Nds. Kultusministerium